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MAI

Gesundheitsversorgung in Lateinamerika

Conférence
Ouvert au grand public
05.05.2015 17:15
Présentiel

Im Rahmen der Modernisierungspolitik im Lateinamerika der 1950er bis 1970er Jahre waren in den meisten Ländern des Subkontinents staatliche Gesundheitssysteme entstanden, durch die allerdings nur ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung abgesichert war. Die Strukturanpassungsprozesse zwischen 1980 und 2000 stärkten in vielen Gesundheitssystemen die Rolle privatwirtschaftlicher Elemente, ohne den Zugang der Armen zu verbessern. Erst seit der Millenniumswende veränderte sich die Situation als Folge einer verstärkten Rolle linker Parteien in der lateinamerikanischen Politik, aber auch einer stärkeren Bedeutung der Armutsbekämpfung in der internationalen Entwicklungspolitik. Im Vortrag wird beispielhaft auf Veränderungen in einzelnen Ländern eingegangen und untersucht, wieso trotz erheblicher Differenzen zwischen den verschiedenen Gesundheitssystemen Latein¬amerikas insgesamt eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung konstatiert werden kann.
Quand?
05.05.2015 17:15
Où?
Site MIS 03 / Salle 3000A
Avenue de l'Europe 20, 1700 Fribourg
Organisation
Prof. Dr. Monica Budowski, Dr. Daniel Künzler
daniela.tissi@unifr.ch
026 300 7781

CYCLE d'événements:
Wohlfahrtsregimes in Entwicklungsländern

Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass in Entwicklungsländern sozialer Schutz (social protection) hauptsächlich durch nicht-staatliche Akteure wie familiäre, religiöse und nachbarschaftliche Netzwerke bereitgestellt wird und dies durchaus mit Geschlechter- und anderen Ungleichheiten einhergeht. In Afrika wurden teilweise bereits im Rahmen des Kolonialismus für einen kleinen Teil der Bevölkerung Instrumente der sozialen Sicherheit nach europäischem Modell eingeführt, um die Risiken des Alters, der Arbeitslosigkeit und von Krankheit abzufedern. Lateinamerika ist die Entwicklungsregion der Welt, deren Entwicklung den stärksten Schub an Implementierung solcher Instrumente erfahren hat. Die eingeführten Instrumente sozialer Sicherheit basierten auf der Arbeit des meist männlichen Ernährers im formellen Wirtschaftssektor und waren deshalb in Entwicklungsländern nicht generalisierbar. Denn in diesem Kontext sind – grob vereinfacht zusammengefasst – der urbane informelle Sektor und die Subsistenz- und Agrarwirtschaft bedeutender als der formelle Wirtschaftssektor. Die hohe Arbeitslosigkeit bzw. Unterbeschäftigung, eine Unterversorgung mit Humankapital sowie weitere ökonomische, soziale und politische Faktoren haben zu einer Häufung von Risiken wie Armut, Unterernährung oder Krankheit geführt. Diese werden durch spezifische Unsicherheitsfaktoren wie Naturkatastrophen oder bewaffnete Konflikte noch verstärkt.
Eine zunehmende Zahl von Forschungsarbeiten dokumentiert und analysiert, wie früher (Lateinamerika) oder später (Afrika) ein Ausbau von staatlichen und nichtstaatlichen Leistungen im Bereich der sozialen Sicherheit eingesetzt hat. Diese Leistungen richten sich an bestimmte Altersgruppen oder Formen der Bedürftigkeit (z.B. Alte, Kinder, schwangere Frauen), oder streben universelle Zielvorgaben an (z.B. medizinische Grundversorgung, universelle Altersvorsorge). Sie werden von internationalen Organisationen, aber auch makroregionalen Faktoren beeinflusst. Die Leistungen von Staaten, Märkten, Haushalten und Nichtregierungsorganisationen führen so zu spezifischen Formen von Wohlfahrtsmixen.
Diese Vortragsreihe widmet sich diesen Wohlfahrtsregimen in Entwicklungsländern. Sie beginnt mit einer Einführung in das Thema, in der Konzepte, Modelle und Typologien sowie Theorien vorgestellt werden. Jeweils nach einem Überblick werden dann zwei Bereiche der sozialen Sicherheit (Versorgung im Alter und Gesundheit) mit Fallstudien aus Afrika und Lateinamerika vertieft diskutiert. Dabei wird gefragt, wie die entsprechenden Sicherungssysteme organisiert werden sollen, wer die entsprechenden Dienstleistungen anbieten soll (Staat, Private), wie sie finanziert werden sollen (steuerbasiert, beitragsbasiert) und was ihre Auswirkungen auf die individuelle und gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt und soziale Ungleichheiten sind.

 
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