24
MARS

Universelle Sozialrenten in Tansania – Von der Vision zur Wirklichkeit?

Conférence
Ouvert au grand public
24.03.2015 17:15
Présentiel

Wer an Afrika und an seine Menschen denkt und an die sozialen Herausforderungen, denkt in der Regel nicht an alte Menschen – obwohl gerade sie oft besonders von akuter Armut betroffen sind. Nur wenige Länder im südlichen Afrika kennen eine Altersvorsorge für alte Menschen im informellen Sektor, wenn die Familie zum Schutz nicht mehr ausreicht.
Seit elf Jahren gibt es im Nordwesten Tansanias ein von Schweizern initiiertes Pilotprogramm, welches gezielt alte Menschen in den Vordergrund rückt und sie unter anderem mit einer Sozialrente unterstützt. Stärkt oder schwächt eine Rente die Unterstützung durch die Familie? Wer soll eine Rente erhalten, die Bedürftigsten oder alle? Welche praktischen Herausforderungen stellen sich? Auf welchen Ebenen wirken sich die kleinen Geldzahlungen aus? Und wie stehen die Chancen in einem der ärmsten Länder der Welt, dass der Staat Verantwortung für seine ältesten Mitglieder übernimmt?
Die Erfahrungen des Pilotprogramms - vertieft durch mehrere wissen¬schaftliche Studien - geben Antworten auf diese und ähnliche Fragen.
Quand?
24.03.2015 17:15
Où?
Site MIS 03 / Salle 3000A
Avenue de l'Europe 20, 1700 Fribourg
Organisation
Prof. Dr. Monica Budowski, Dr. Daniel Künzler
daniela.tissi@unifr.ch
026 300 7781
Intervenants
Stefan Hofmann, Geschäftsführer Kwa Wazee, Bern

CYCLE d'événements:
Wohlfahrtsregimes in Entwicklungsländern

Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass in Entwicklungsländern sozialer Schutz (social protection) hauptsächlich durch nicht-staatliche Akteure wie familiäre, religiöse und nachbarschaftliche Netzwerke bereitgestellt wird und dies durchaus mit Geschlechter- und anderen Ungleichheiten einhergeht. In Afrika wurden teilweise bereits im Rahmen des Kolonialismus für einen kleinen Teil der Bevölkerung Instrumente der sozialen Sicherheit nach europäischem Modell eingeführt, um die Risiken des Alters, der Arbeitslosigkeit und von Krankheit abzufedern. Lateinamerika ist die Entwicklungsregion der Welt, deren Entwicklung den stärksten Schub an Implementierung solcher Instrumente erfahren hat. Die eingeführten Instrumente sozialer Sicherheit basierten auf der Arbeit des meist männlichen Ernährers im formellen Wirtschaftssektor und waren deshalb in Entwicklungsländern nicht generalisierbar. Denn in diesem Kontext sind – grob vereinfacht zusammengefasst – der urbane informelle Sektor und die Subsistenz- und Agrarwirtschaft bedeutender als der formelle Wirtschaftssektor. Die hohe Arbeitslosigkeit bzw. Unterbeschäftigung, eine Unterversorgung mit Humankapital sowie weitere ökonomische, soziale und politische Faktoren haben zu einer Häufung von Risiken wie Armut, Unterernährung oder Krankheit geführt. Diese werden durch spezifische Unsicherheitsfaktoren wie Naturkatastrophen oder bewaffnete Konflikte noch verstärkt.
Eine zunehmende Zahl von Forschungsarbeiten dokumentiert und analysiert, wie früher (Lateinamerika) oder später (Afrika) ein Ausbau von staatlichen und nichtstaatlichen Leistungen im Bereich der sozialen Sicherheit eingesetzt hat. Diese Leistungen richten sich an bestimmte Altersgruppen oder Formen der Bedürftigkeit (z.B. Alte, Kinder, schwangere Frauen), oder streben universelle Zielvorgaben an (z.B. medizinische Grundversorgung, universelle Altersvorsorge). Sie werden von internationalen Organisationen, aber auch makroregionalen Faktoren beeinflusst. Die Leistungen von Staaten, Märkten, Haushalten und Nichtregierungsorganisationen führen so zu spezifischen Formen von Wohlfahrtsmixen.
Diese Vortragsreihe widmet sich diesen Wohlfahrtsregimen in Entwicklungsländern. Sie beginnt mit einer Einführung in das Thema, in der Konzepte, Modelle und Typologien sowie Theorien vorgestellt werden. Jeweils nach einem Überblick werden dann zwei Bereiche der sozialen Sicherheit (Versorgung im Alter und Gesundheit) mit Fallstudien aus Afrika und Lateinamerika vertieft diskutiert. Dabei wird gefragt, wie die entsprechenden Sicherungssysteme organisiert werden sollen, wer die entsprechenden Dienstleistungen anbieten soll (Staat, Private), wie sie finanziert werden sollen (steuerbasiert, beitragsbasiert) und was ihre Auswirkungen auf die individuelle und gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt und soziale Ungleichheiten sind.

 
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