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MAI

Offensives Konfliktmanagement als Gewaltprävention

Vortrag
Breite Öffentlichkeit
14.05.2019 17:15
Präsenzveranstaltung

Konflikte können wichtige Lernerfahrungen für die schulische und Sozialpädago-gik darstellen. Max Weber, Georg Simmel und Lewis A. Coser stufen den Streit bzw. Konflikte als konstitutiv sowohl für einzelne Gruppen als auch für gesellschaftliche Entwicklungen ein. Sie können sowohl integrativ wie auch desintegrativ wirken und ordnen damit Zugehörigkeiten zu Gruppierungen und Organisationen bzw. Ver-hältnisse und Beziehungen zwischen Individuen. Die Paradoxie unserer Zeit ist, dass je friedfertiger bzw. je zivilisierter im Sinne von N. Elias unser Alltag ist, desto ungeübter stellt sich unser Umgangsvermögen mit Konflikten dar. Wir neigen dazu, diese zu verdrängen, ungeschehen zu machen, klein zu halten, sie zu vermeiden; denn Konflikte verunsichern, weil sie uns in unseren gewohnten Ordnungen irritie-ren. Wir verlagern sie deshalb gerne auf die so genannte Hinterbühne, von der aus sie sich aber bei geeigneten Anlässen häufig wieder Zugang zu aktuellen Situatio-nen verschaffen und schließlich weniger beherrschbar werden. Ein professioneller Umgang mit Konflikten wird somit zu einem wichtigen Indikator moderner gesell-schaftlicher Aushandlungs- und Partizipationsprinzipien und sollte in Schule und Sozialer Arbeit Standard von Lernprozessen sein. Offensives Konfliktmanagement versucht dabei, Konflikte nicht unbedingt zu verhindern, sondern sie als Lernerfah-rungen zugänglich zu machen und regulierbar zu gestalten, um dadurch Impulse für Entwicklungen auszulösen und Gewalt zu verhindern.
Wann?
14.05.2019 17:15
Wo?
Standort MIS 03 / Raum 3100 C
Avenue de l'Europe 20, 1700 Fribourg
Organisation
Soziologie, Sozialpolitik, Sozialarbeit
Michael Nollert
michael.nollert@unifr.ch
Vortragende / Mitwirkende
Rainer Klib, Hochschule Mannheim

REIHE von Veranstaltungen:
Vortragsreihe: Soziale Konflikte – Typen, Ursachen und Bewältigung

Konflikte zwischen Menschen, Gruppen oder Staaten sind häufig Ursache und Folge sozialer Probleme. Angefangen mit Marx und Engels, die die gesellschaftli-che Entwicklung als «Geschichte von Klassenkämpfen» (1848) sahen, sowie Sim-mel, der auf zwischenmenschliche Konflikte fokussierte, hat die soziologische Ana-lyse von Konflikten eine lange Tradition.

Allerdings entfaltet sich bereits im 19. Jh. die Kontroverse zwischen Ansätzen, die wie Marx, Simmel und später Coser die konstruktiven Aspekte von Konflikten und solchen, die dysfunktionale Aspekte von Konflikten betonen (Durkheim, Parsons).

Analoge Divergenzen finden wir auch hinsichtlich der Ursache von Konflikten. Während funktionalistische Ansätze vornehmlich auf kulturelle Integrations- und Kommunikationsdefizite verweisen, richtet sich das Augenmerk von Konflikttheo-rien auf ökonomische, politische und kulturelle Differenzen.

Entsprechend variieren auch die Vorschläge, Konflikte zu bewältigen, zwischen Integrationskursen, Erziehungstipps, Resozialisation, mehr Dialog und strukturellen Reformen, die u.a. das ökonomische Gefälle zwischen Menschen, Gruppen und Staaten verringern.

Moderne Gesellschaften verfügen an sich dank demokratischer Institutionen, Sozi-alpolitik und Sozialarbeit über tragfähige Instrumente, um destruktive, gewalttätige Manifestationen von Konflikten zu begrenzen. Entsprechend wird die Vortragsreihe nach einer Einführung in die theoretischen Grundlagen und Referaten zu aktuel-len Konflikten in der Schweiz Massnahmen thematisieren, die zu deren Bewälti-gung beitragen sollten.
 
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