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APR

Gewalt im häuslichen Bereich – Konflikteskalation oder Herrschaftsinstrument?

Vortrag
Breite Öffentlichkeit
09.04.2019 17:15
Präsenzveranstaltung

Gewalt im häuslichen Bereich ist zu einem aktuellen Thema in Politik und Wissen-schaft avanciert. Forschungen der letzten Jahrzehnte brachten ihr Ausmass, mögli-che Ursachen und die Folgen für die Betroffenen, deren Umfeld und die Gesell-schaft zutage. Mittlerweile existieren in zahlreichen Staaten verschiedene Mass-nahmen zur Prävention der Gewalt sowie zum Schutz und zur Unterstützung der Betroffenen. Im Beitrag werden der aktuelle Forschungsstand sowie der Stand der politischen Massnahmen skizziert. Damit verbunden wird den Fragen nachgegan-gen, inwiefern Gewalt im häuslichen Bereich sich als Konflikteskalation oder als Instrument zur Herrschaftssicherung manifestiert und welche Folgen mit diesen unterschiedlichen Perspektiven verbunden sind respektive sein können.
Wann?
09.04.2019 17:15
Wo?
Standort MIS 03 / Raum 3100 C
Avenue de l'Europe 20, 1700 Fribourg
Organisation
Soziologie, Sozialpolitik, Sozialarbeit
Michael Nollert
michael.nollert@unifr.ch
Vortragende / Mitwirkende
Anne Kersten, Universität Fribourg

REIHE von Veranstaltungen:
Vortragsreihe: Soziale Konflikte – Typen, Ursachen und Bewältigung

Konflikte zwischen Menschen, Gruppen oder Staaten sind häufig Ursache und Folge sozialer Probleme. Angefangen mit Marx und Engels, die die gesellschaftli-che Entwicklung als «Geschichte von Klassenkämpfen» (1848) sahen, sowie Sim-mel, der auf zwischenmenschliche Konflikte fokussierte, hat die soziologische Ana-lyse von Konflikten eine lange Tradition.

Allerdings entfaltet sich bereits im 19. Jh. die Kontroverse zwischen Ansätzen, die wie Marx, Simmel und später Coser die konstruktiven Aspekte von Konflikten und solchen, die dysfunktionale Aspekte von Konflikten betonen (Durkheim, Parsons).

Analoge Divergenzen finden wir auch hinsichtlich der Ursache von Konflikten. Während funktionalistische Ansätze vornehmlich auf kulturelle Integrations- und Kommunikationsdefizite verweisen, richtet sich das Augenmerk von Konflikttheo-rien auf ökonomische, politische und kulturelle Differenzen.

Entsprechend variieren auch die Vorschläge, Konflikte zu bewältigen, zwischen Integrationskursen, Erziehungstipps, Resozialisation, mehr Dialog und strukturellen Reformen, die u.a. das ökonomische Gefälle zwischen Menschen, Gruppen und Staaten verringern.

Moderne Gesellschaften verfügen an sich dank demokratischer Institutionen, Sozi-alpolitik und Sozialarbeit über tragfähige Instrumente, um destruktive, gewalttätige Manifestationen von Konflikten zu begrenzen. Entsprechend wird die Vortragsreihe nach einer Einführung in die theoretischen Grundlagen und Referaten zu aktuel-len Konflikten in der Schweiz Massnahmen thematisieren, die zu deren Bewälti-gung beitragen sollten.
 
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