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MäRZ

Spirituelle Transformation und religionsmotivierte Gewalt am Beispiel des Jihad

Vortrag
Breite Öffentlichkeit
05.03.2019 17:15
Präsenzveranstaltung

Obwohl nicht alle Gewalttaten, die im Namen der Religion ausgeübt werden, auch religionsmotiviert sind – denkt man etwa an Räuberbanden, die im Mittelalter an den Kreuzzügen teilnahmen – ist es nicht von der Hand zu weisen, dass viele solcher Handlungen tatsächlich religiösen Überzeugungen entspringen.
Vor diesem Hintergrund geht der Vortrag der Frage nach, was junge Menschen in modernen Gesellschaften dazu bewegt, dem westlichen Gesellschaftsmodell (Bornschier 2008) den Kampf anzusagen und sich dem Jihad auf dem Wege Gottes anzuschliessen. Der Vortrag fokussiert auf zwei soziale Gruppen, nämlich die Konvertiten und die born-again Muslime (Roy 2007), die sich nach einer spirituellen Transformation (Paloutzian 2005) radikalisiert haben.
Nach einem Review der einschlägigen Literatur zur Theorie und Empirie schlussfolgert der Referent, dass eine adäquate Erklärung der jihadistischen Gewalt sowohl die strainFaktoren als auch die Frage der identitären Selbstfindung und Grenzziehung miteinschliessen muss.
Wann?
05.03.2019 17:15
Wo?
Standort MIS 03 / Raum 3100 C
Avenue de l'Europe 20, 1700 Fribourg
Organisation
Soziologie, Sozialpolitik, Sozialarbeit
Michael Nollert
michael.nollert@unifr.ch
Vortragende / Mitwirkende
Amir Sheikhzadegan, Universität Fribourg

REIHE von Veranstaltungen:
Vortragsreihe: Soziale Konflikte – Typen, Ursachen und Bewältigung

Konflikte zwischen Menschen, Gruppen oder Staaten sind häufig Ursache und Folge sozialer Probleme. Angefangen mit Marx und Engels, die die gesellschaftli-che Entwicklung als «Geschichte von Klassenkämpfen» (1848) sahen, sowie Sim-mel, der auf zwischenmenschliche Konflikte fokussierte, hat die soziologische Ana-lyse von Konflikten eine lange Tradition.

Allerdings entfaltet sich bereits im 19. Jh. die Kontroverse zwischen Ansätzen, die wie Marx, Simmel und später Coser die konstruktiven Aspekte von Konflikten und solchen, die dysfunktionale Aspekte von Konflikten betonen (Durkheim, Parsons).

Analoge Divergenzen finden wir auch hinsichtlich der Ursache von Konflikten. Während funktionalistische Ansätze vornehmlich auf kulturelle Integrations- und Kommunikationsdefizite verweisen, richtet sich das Augenmerk von Konflikttheo-rien auf ökonomische, politische und kulturelle Differenzen.

Entsprechend variieren auch die Vorschläge, Konflikte zu bewältigen, zwischen Integrationskursen, Erziehungstipps, Resozialisation, mehr Dialog und strukturellen Reformen, die u.a. das ökonomische Gefälle zwischen Menschen, Gruppen und Staaten verringern.

Moderne Gesellschaften verfügen an sich dank demokratischer Institutionen, Sozi-alpolitik und Sozialarbeit über tragfähige Instrumente, um destruktive, gewalttätige Manifestationen von Konflikten zu begrenzen. Entsprechend wird die Vortragsreihe nach einer Einführung in die theoretischen Grundlagen und Referaten zu aktuel-len Konflikten in der Schweiz Massnahmen thematisieren, die zu deren Bewälti-gung beitragen sollten.
 
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