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Vortragsreihe: Erosion der Mittelschicht? Gregor Fitzi (Universität Potsdam): Die Krise der Mittelschichten und die Sirenen des Populismus
Vortrag
Breite Öffentlichkeit
24.04.2018 17:15 - 19:00
Präsenzveranstaltung
Gregor Fitzi, Universität Potsdam
Abstract
Der Begriff der Mittelschichten kennt eine neue Konjunktur aufgrund der gegenwärtigen Erosion ihrer wirtschaftlichen und sozialen Stellung. Die wohlhabenden, aber nicht reichen Schichten in der Mitte der Gesellschaft, scheinen von einer massiven sozialen Deklassierung bedroht zu sein. Dies betrifft in erster Linie auch Akademiker, sodass man von einer Proletarisierung der Wissensschichten spricht. Die Entwicklung wird als gesamtgesellschaftlich bedrohlich eingestuft, da die Expansion der Mittelschichten für die Schließung der Schere zwischen Arm und Reich steht und als Zeichen der Stabilisierung sozialer Markwirtschaft gilt. Kommt es zur Erosion der Mittelschichten, so dehnt sich ihre Krise auf die gesamte Gesellschaft aus. Die neuste Geschichte hat gezeigt, welche politischen Folgen diese Entwicklung haben kann. Verunsicherte Mitglieder der Mittelschichten werden zunehmend zum Klientel rechtspopulistischer Parteien und ermöglichen somit extremistischem Gedankengut den Zugang zur Mitte der Gesellschaft. Gegenüber dieser Bestandsaufnahme stellt sich jedoch die Frage nach einer Erklärung der sich anbahnenden Wahlverwandtschaft zwischen Populismus und krisenbedrohten Mittelschichten. Vor allem gilt es die objektiven und subjektiven Faktoren ihrer Wechselwirkung voneinander zu unterscheiden, damit geklärt werden kann, inwiefern materielle Lagen oder symbolische Anerkennungsmängel hier die entscheidende Rolle spielen. Der Vortrag nimmt sich vor, eine Einordnung der Problematik zu bieten, indem er das soziologische Theorieangebot zu den Fragen der materiellen und symbolischen Klassen- und Schichtenlagen präsentiert und auf die Untersuchung der gegenwärtigen Wechselwirkung zwischen Krise der Mittelschichten und Aufstieg des Populismus anwendet.
Reading
Pierre Bourdieu (1974), »Klassenstellung und Klassenlage«, in: Ders. Zur Soziologie der symbolischen Formen. Frankfurt/M: Suhrkamp, S. 42‒74
Bio
Gregor Fitzi is co-director of the Centre for Citizenship, Social Pluralism and Religious Diversity at University of Potsdam, Germany. After his PhD in Sociology at the University of Bielefeld (1999), he was assistant professor at the Institute of Sociology, University of Heidelberg, Germany (2000-2004). He also worked as researcher at the University of Florence, Italy (2005-2009), senior researcher at the Institute of Social Sciences, University of Oldenburg (2010-2014) and interim full professor for General Sociology and Sociological Theory at the University of Bielefeld, in Germany (2015-2016). Between 2013 and 2014 he received the habilitation in Sociology, at the University of Potsdam as well as the Italian habilitation in General sociology, legal and political sociology. He has been visiting professor at the University of Montréal, at the Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales, Paris and at the Graduate Center, City University of New York.
His main publications are: Grenzen des Konsenses. Rekonstruktion einer Theorie transnormativer Vergesellschaftung (2015); Max Weber zur Einführung (2008). Max Webers politisches Denken (2004); Soziale Erfahrung und Lebensphilosophie. Georg Simmels Beziehung zu Henri Bergson (2002). He is editor of the journal Simmel Studies.
Abstract
Der Begriff der Mittelschichten kennt eine neue Konjunktur aufgrund der gegenwärtigen Erosion ihrer wirtschaftlichen und sozialen Stellung. Die wohlhabenden, aber nicht reichen Schichten in der Mitte der Gesellschaft, scheinen von einer massiven sozialen Deklassierung bedroht zu sein. Dies betrifft in erster Linie auch Akademiker, sodass man von einer Proletarisierung der Wissensschichten spricht. Die Entwicklung wird als gesamtgesellschaftlich bedrohlich eingestuft, da die Expansion der Mittelschichten für die Schließung der Schere zwischen Arm und Reich steht und als Zeichen der Stabilisierung sozialer Markwirtschaft gilt. Kommt es zur Erosion der Mittelschichten, so dehnt sich ihre Krise auf die gesamte Gesellschaft aus. Die neuste Geschichte hat gezeigt, welche politischen Folgen diese Entwicklung haben kann. Verunsicherte Mitglieder der Mittelschichten werden zunehmend zum Klientel rechtspopulistischer Parteien und ermöglichen somit extremistischem Gedankengut den Zugang zur Mitte der Gesellschaft. Gegenüber dieser Bestandsaufnahme stellt sich jedoch die Frage nach einer Erklärung der sich anbahnenden Wahlverwandtschaft zwischen Populismus und krisenbedrohten Mittelschichten. Vor allem gilt es die objektiven und subjektiven Faktoren ihrer Wechselwirkung voneinander zu unterscheiden, damit geklärt werden kann, inwiefern materielle Lagen oder symbolische Anerkennungsmängel hier die entscheidende Rolle spielen. Der Vortrag nimmt sich vor, eine Einordnung der Problematik zu bieten, indem er das soziologische Theorieangebot zu den Fragen der materiellen und symbolischen Klassen- und Schichtenlagen präsentiert und auf die Untersuchung der gegenwärtigen Wechselwirkung zwischen Krise der Mittelschichten und Aufstieg des Populismus anwendet.
Reading
Pierre Bourdieu (1974), »Klassenstellung und Klassenlage«, in: Ders. Zur Soziologie der symbolischen Formen. Frankfurt/M: Suhrkamp, S. 42‒74
Bio
Gregor Fitzi is co-director of the Centre for Citizenship, Social Pluralism and Religious Diversity at University of Potsdam, Germany. After his PhD in Sociology at the University of Bielefeld (1999), he was assistant professor at the Institute of Sociology, University of Heidelberg, Germany (2000-2004). He also worked as researcher at the University of Florence, Italy (2005-2009), senior researcher at the Institute of Social Sciences, University of Oldenburg (2010-2014) and interim full professor for General Sociology and Sociological Theory at the University of Bielefeld, in Germany (2015-2016). Between 2013 and 2014 he received the habilitation in Sociology, at the University of Potsdam as well as the Italian habilitation in General sociology, legal and political sociology. He has been visiting professor at the University of Montréal, at the Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales, Paris and at the Graduate Center, City University of New York.
His main publications are: Grenzen des Konsenses. Rekonstruktion einer Theorie transnormativer Vergesellschaftung (2015); Max Weber zur Einführung (2008). Max Webers politisches Denken (2004); Soziale Erfahrung und Lebensphilosophie. Georg Simmels Beziehung zu Henri Bergson (2002). He is editor of the journal Simmel Studies.
Wann?
24.04.2018 17:15 - 19:00
Wo?
Organisation